Im Oktober 2022 startete das Programm Landheldinnen – Stimmen erheben–Gesellschaft gestalten der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Sachsen mit der ersten Mädchen*werkstatt. In dem Workshopformat erarbeiteten 18 Schüler*innen der 8.-10. Jahrgangsstufe der Oberschule Schleife, in welchen Bereichen sie bereits engagiert sind. Gemeinsam wurden folgende Fragen diskutiert: Wer sind deine persönlichen Vorbilder für dein Engagement? Welche Themen bewegen jungen Frauen* in ländlichen Regionen? In welchen Bereichen würdest du dir mehr Mitsprache wünschen?
Die Mädchen*werkstätten sind, neben einer Online-Umfrage, Teil einer Bedarfserhebung, um die Mädchen*beteiligung in ländlichen Räumen zu fördern und junge Frauen* orientiert an ihren Bedarfen zu stärken.
Auf Grundlage der Ergebnisse werden ab September 2023 Workshopreihen zu den erarbeiteten Themenschwerpunkten umgesetzt. Die Bedarfe werden in Kooperation mit den lokalen Akteur:innen an Entscheidungsträger:innen herangetragen, um die Mädchen*beteiligung in ländlichen Regionen Sachsens zu fördern.
Was ist eigentlich mit Engagement gemeint?
Zu Beginn der Veranstaltung klärten wir zunächst den Engagementbegriff. Die Schüler*innen stellten fest, dass viele von ihnen bereits engagiert sind und dies aber selbst nicht als Engagement wahrnehmen. Die jungen Frauen* brachten sich in vielen Bereichen bereits aktiv in die Gemeinschaft mit ein – ob im Jugendclub, der Feuerwehr, im Sportverein als Klassensprecherin oder durch soziales Engagement in ihrer Freizeit und Schule. Damit leisten sie einen bedeutenden Beitrag zur Zivilgesellschaft, der oftmals wenig Beachtung findet.
Auf die Frage, wer persönliche Vorbilder für die jungen Frauen* seien, antworteten einige, dass dies ein Familienmitglied oder eine Person aus dem nahen sozialen Umfeld sei. Eine sehr ambitionierte Schülerin nannte die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas als ihr Vorbild. Denn sie möchte eines Tages auch Bundestagspräsidentin werden.
In der zweiten Hälfte des Workshops wurden mit der Methode des World Cafés in rotierenden Kleingruppen die Fragen erarbeitet: Was motiviert dich in deinem Ort mitmischen zu wollen? Welche Beteiligungsmöglichkeiten wünschst du dir für die Zukunft? Und Was sind Hürden und Herausforderungen in deinem Engagement?
„Mädchen sollten noch mehr mitreden dürfen an Schulen!“
Teilnehmerin der Mädchen*werkstatt in Schleife
Die Schüler:innen hielten fest, dass Frauen* nicht als „schwaches“ Geschlecht gesehen werden sollten. Auch forderten sie allgemein mehr Mitsprache für Jugendliche. Beispielsweise sollten der Ansicht der Teilnehmenden nach, Hygieneartikel für junge Frauen* in der Schule kostenlos bereitgestellt werden. Auch im öffentlichen Raum wünschten sie sich, dass das Thema Menstruation enttabuisiert werde. Neben mehr Toleranz im Umgang mit der Periode, wünschten sie sich zudem eine geschlechtergerechte Kleiderordnung in ihrer Schule, die für alle gleichsam gelte. Sie würden gerne in Entscheidungen, die sie betreffen, stärker mit eingebunden werden.
„Solche Formate sollen häufiger stattfinden!“
Teilnehmerin der Mädchen*werkstatt in Schleife
In einer abschließenden Diskussion stellten die Schüler:innen fest, dass sie sich während des Workshops öffnen konnten, ihre persönlichen Erfahrungen und Meinungen zu teilen. Im Anschluss an die Veranstaltung war das Programmteam erneut in der Schule, um die Online-Umfrage im Rahmen eines Pretests mit den jungen Frauen* zu erproben. Die Anregungen der Schüler:innen wurden in der Erarbeitung der Umfrage berücksichtigt.
© Fotos von Tine Jurtz
*Das Programm richtet sich an alle Personen, die sich als Mädchen oder junge Frauen identifizieren.
