Vom 22. – 24. Juni 2023 fand auf dem Hochschulcampus in Görlitz der diesjährige GENERATIONENDIALOG statt. Die Landesseniorenbeauftragte Sachsens Christiane Schifferdecker lud zu einer dreitägigen Veranstaltung in die Hochschule Zittau/Görlitz auf den Campus in Görlitz ein. Im Fokus des Dialoges stand der Austausch zu der Frage „Wie wollen wir leben?“. Der GENERATIONENDIALOG richtete sich an Menschen jeden Alters und in jeder Lebenslage.
Im Rahmen des GENERATIONENDIALOGS organisierte das Team von Stark im Land der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) einen Workshop mit dem Motto „GENERTIONEN VERBINDEN: Beteiligung für JUNG und ALT“.
Miteinander ins Gespräch kommen, sich darüber austauschen, was es für eine gelingende Beteiligung aller braucht und das Kennenlernen neuer Methoden und Formaten bildeten die Eckpfeiler des Workshops der DKJS. Denn es steht fest: Die verschiedenen Generationen brauchen einander und profitieren voneinander! Teilhabemöglichkeiten, die sich auf die Beteiligung von jungen Menschen konzentrieren und gleichzeitig eine generationsübergreifende Zusammenarbeit fördern, sind von großer Bedeutung für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Durch die Einbindung junger Menschen in politische Entscheidungsprozesse und die Mitgestaltung von öffentlichen Räumen wird deren Beteiligung am gesellschaftlichen Leben gestärkt. Gleichzeitig profitieren auch ältere Menschen von einer solchen Zusammenarbeit, denn die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Generationen fördert den intergenerativen Austausch und die Verständigung zwischen verschiedenen Lebenswelten. Durch generationsübergreifende Projekte können kreative und nachhaltige Lösungen entstehen, die der Gesellschaft zugutekommen sowie Brücken zwischen Generationen gebaut werden, indem Wissen, Erfahrung, frische Perspektiven und neue Ideen kombiniert werden.
Beim GENERATIONENDIALOG kamen junge und ältere Menschen zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam nach Perspektiven zu suchen, die für alle Generationen relevant sind. Neben dem Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu, eröffneten auch der Rektor der Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Alexander Kratzsch, die sächsische Landesseniorenbeauftragte Frau Schifferdecker, der Professor für Soziale Gerontologie an der Hochschule Zittau/Görlitz, Herr Hoff, sowie die Kinder- und Jugendbeauftragte aus Sachsen, Susan Rüthrich, und aus Brandenburg, Katrin Krumrey, die Veranstaltung. Durch die Veranstaltung führte Manuela Kohlbacher, Leiterin des Kompetenzzentrums Forst des ifab – Institut für angewandte Beteiligung.
Los ging es mit der Begrüßung der Gäste und einer kurzen Vorstellung des heutigen Programms. Anschließend richtete Josefine Paul, als Programmleiterin von Jugend bewegt Kommune und Mitarbeiterin im Programmverbund Stark im Land der DKJS, einige einladende Worte an die Teilnehmenden.
Impuls: Generationengerechtigkeit und deren Aushandlungsprozesse
Einen thematischen Einstieg gab Cordula Lasner-Tietze M.A. vom TRAWOS Institut mit einem Impulsvortrag. Was ist Generationengerechtigkeit? Welche gesellschaftlichen Entwicklungen fordern die verschiedenen Generationen zum Aushandlungsprozess heraus und wie werden diese im öffentlichen Raum geführt? Das Ziel des Vortrags bestand darin, ein einheitliches Verständnis von Generationengerechtigkeit zu erreichen. Durch den Dialog sollten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen herausgearbeitet werden, um eine Grundlage für einen gemeinsamen Austausch zu schaffen.
Mit dem Gedanken, dass „Respekt die einfachste Form ist, mit den Anliegen der Generationen umzugehen“, schloss Frau Lasner-Tietze ihren Impuls.
Worldcafé mit den Fokusthemen Generationenarbeit und Beteiligung von Jung und Alt
Um im Folgenden miteinander ins Gespräch zu kommen, teilten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen auf. Mit Hilfe der Methode Worldcafé konnte an drei Thementischen in einen intensiven Diskurs gestartet und verschiedene Problem- und Fragestellungen erörtert werden. Anschließend wurden Ideen diskutiert und Lösungsansätze entwickelt. An den drei Thementischen standen Speaker:innen aus unterschiedlichen Projekten und Bereichen zum Austausch zur Verfügung.
- Tisch 1: Dorfgemeinschaft Lodenau e.V. mit Anja Gottlöber und Christiane Neuburger
- Tisch 2: Niederhof – Miteinander Füreinander Jung und Alt Görlitz e. V. mit Jana Michel, Rolf Berndt und Marita Nerger und an
- Tisch 3: Susann Rüthrich (Kinder- und Jugendbeauftragte des Freistaates Sachsen), Katrin Krumrey (Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes Brandenburg) und Christiane Schifferdecker (Landesseniorenbeauftragte).
Für die Gespräche in den Worldcafés gaben wir den Speaker:inen mehrere Leitfragen mit auf den Weg: Welche Vorteile und Chancen bietet die Mehrgenerationenarbeit? Welche Hürden und Herausforderungen bestehen bei der Umsetzung von Mehrgenerationenarbeit? Welche entscheidenden Faktoren tragen zum Erfolg der Mehrgenerationenarbeit bei? Welche Visionen haben Sie für eine gelungene Mehrgenerationenarbeit?
Um die Diskussion und die Beteiligung an allen drei Schwerpunkten zu fördern, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, nach Ablauf einer festgelegten Zeit die Thementische zu wechseln und sich weiter einzubringen.
Thementisch 1: Dorfgemeinschaft Lodenau e.V.
Die Gründung eines Vereins, bei dem Bürgerinnen und Bürger einer Kommune, egal welchen Alters, sich einbringen und mitbestimmen können, ist eine ausgezeichnete und unbürokratische Möglichkeit, dass alle an der Gestaltung ihres Ortes mitwirken können – da waren sich die Beteiligten dieses Thementisches einig. Nachdem Anja Gottlöber und Christiane Neuburger das Wirken der Dorfgemeinschaft Lodenau e.V. vorgestellt hatten, machten beide deutlich, welchen Mehrwert ihre Arbeit für die Gemeinde hat. Neben der Bereicherung des örtlichen kulturellen Lebens, schafft ihre Mehrgenerationenarbeit Raum für kreatives Gestalten und bringt Menschen zusammen. Deutlich wurde außerdem, dass es neben gemeinsamen Angeboten für alle Generationen, wie bspw. Dorffeste, auch jeweils Aktionen für die einzelnen Zielgruppen geben muss, damit sich alle mitgenommen fühlen. Auch offene Formate, wie ein Dorftreff, bietet eine gute Möglichkeit niederschwellig zu beteiligen. Anja Gottlöber betonte in diesem Zusammenhang, dass die direkte persönliche Ansprache den meisten Erfolg bringt, um ihre Anliegen an die Bürgerinnen und Bürger vor Ort heranzutragen und sie zur Teilnahme zu gewinnen.
Thementisch 2: Niederhof – Miteinander Füreinander Jung und Alt Görlitz e. V.
Alternative Formen des generationsverbindenden Zusammenlebens standen im Mittelpunkt des Thementisches 2. Gelebte Gemeinschaft der Generationen als zukunftsfähiges Wohnmodell. Das wesentliche Anliegen dabei ist die gegenseitige Unterstützung der Jungen und Alten. Das gemeinschaftliche Leben bietet nicht nur die Chance auf Austausch und gegenseitige Verantwortungsübernahme, sondern auch auf ein vielfältiges und aktives Leben. Gemeinschaftsbildung wird u.a. durch regelmäßige Begegnungen, gemeinsames Essen und Feiern von Festen erreicht. Deutlich wurde aber auch, dass das Miteinander der unterschiedlichen Generationen nicht immer einfach ist. Damit die Vision eines gemeinsamen Lebens, Lernens und Gestaltens gelingen kann, ist daher die offene Kommunikation von Konflikten und deren Lösung essentiell, genau wie Toleranz und Konsensfähigkeit. Das Prinzip der Freiwilligkeit ist darüber hinaus ein Gelingungsfaktor. Außerdem müssen die zeitlichen Ressourcen der Bewohner:innen und die finanzielle Gegebenheiten beachtet werden.
Thementisch 3: Susann Rüthrich, Katrin Krumrey und Christiane Schifferdecker
Im Gespräch mit den Kinder- und Jugendbeauftragten sowie der Landesseniorenbeauftragten wurde der Mehrwert der Mehrgenerationenarbeit für eine zukunftsfähige Gesellschaft nochmals hervorgehoben. Dabei stand vor allem die Schaffung von Begegnungsorten im Vordergrund, um ein Dialog zwischen den Generationen zu erreichen und ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen. Gegenseitiger Respekt und das Verstehen, dass die Generationen sich einander brauchen, ist ausschlaggebend, damit Mehrgenerationenarbeit erfolgreich sein kann, aber auch das sich zuhören und sich in Toleranz zu üben. Während der Diskussion wurde der Wunsch geäußert, eine gleichberechtigte Begegnung zu ermöglichen und eine Feedbackkultur zu etablieren. Es herrschte Einigkeit darüber, dass es notwendig ist, Leitlinien zu entwickeln und fortlaufend zu verbessern.
Zusammenfassung und Ausblick
Der Austausch im Rahmen des Worldcafés hat verdeutlicht, dass es eine breite Palette an Engagement und Freude am Handeln gibt. Die Projekte und Menschen machen Mut und bieten wertvolle Ideen zum Nachahmen. Sie spiegeln unterschiedliche Aspekte der Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen wider und zeigen, wie bedeutsam dieses ist. Ihr Schaffen basiert auf dem Prinzip „Von Menschen für Menschen“. Es ist beindruckend zu sehen, mit welcher Hingabe und Kreativität Bürgerinnen und Bürger andere unterstützen und füreinander einstehen. Ihr gemeinsames Handeln trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft lebendig und zukunftsfähig bleibt.
Am 2. November wird eine Folgeveranstaltung zum Thema GENERATIONEN VERBINDEN: Beteiligung für JUNG und ALT im Erzgebirgskreis stattfinden, bei der die erarbeiteten Ergebnisse aufgegriffen und diskutiert werden.