Im Gespräch mit Bürgermeister Philipp Eichler aus Rothenburg/OL

Bild vom Bürgermeister von Rothenburg/OL Philipp Eichler

Seit August 2022 ist Herr Eichler Bürgermeister der Stadt Rothenburg/OL. Mit dem Programm Demokratie in Kinderhand unterstützte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) die Kommune dabei, Kinder zur Gestaltung ihrer Lebenswelt zu ermutigen und sie bei der Umsetzung eigener Ideen zu begleiten. Im Interview haben wir den neuen Bürgermeister zu seinen Vorstellungen von guter Kinder- und Jugendbeteiligung befragt.

DKJS: Wie war das für Sie als Kind und Jugendlicher in Rothenburg/OL aufzuwachsen?

Philipp Eichler: Für mich war es eine sehr schöne Zeit. Man sagt immer die ländliche Region ist abseits. Das kann ich so nicht bestätigen. Ich hatte hier immer alle Möglichkeiten schon als Kind verschiedene Angebote zu nutzen. Eine prägende Erinnerung waren die Sonderfahrten mit der Dampflok zum Sommerfest in Rothenburg. Außerdem trafen wir uns im Sommer fast jeden Tag zum Fußball spielen mit den Kumpels und im Winter haben wir uns zum Rodeln auf dem Schlossberg getroffen. Später hat es sich beim Vereinsleben niedergeschlagen. Ich habe verschiedene Sportvereine besucht, zu denen bis heute ein Bezug besteht. Es gibt kulturelle Angebote und wir haben als Stadt Rothenburg wirklich sehr viele verschiedene Vereine.

DKJS: Wenn Sie von Vereinen sprechen, welche konkreten Angebote gibt es da?

Philipp Eichler: Man hat hier vom Spielmannszug bis zum allgemeinen Sportverein in Rothenburg/OL so viel Angebote – sowohl sportlich als auch kulturell.

DKJS: Wie sieht die Situation für Kinder und Jugendliche aus Ihrer erwachsenen Sicht heute aus?

Philipp Eichler: Mit dem Mehrgenerationenhaus hat sich das Angebot für Kinder und Jugendliche erhöht. Auch die Zusammenarbeit mit dem Martinshof im Bereich Inklusion wurde vorangebracht und ist gut für den Standort Rothenburg. Zudem sind neue Spielplätze entstanden.

DKJS: Was sind Ihre Visionen für die Fortführung und Weiterentwicklung von Angeboten für Kinder und Jugendliche in Rothenburg/OL?

Philipp Eichler: Kinder- und Jugendbeteiligung sollte eine Pflicht aller Politiker sein, damit das Verständnis für Demokratie gewahrt wird. Nichts ist schlimmer für eine Gesellschaft, wenn das Demokratieverständnis sinkt. Dieses muss jeden Tag verteidigt werden. Dafür müssen alle mitgenommen werden, ganz egal ob jung oder alt.

Mit der Steuerungsgruppe haben wir geschaut, wie man das Thema verankern kann. Wir haben daher für verschiedene Projekte ein Budget von 2.000,- € im Haushalt eingeplant. Weiterhin wurden Personalkapazitäten geschaffen, um Kinder- und Jugendbeteiligung weiterzuführen.

Die Vision eines neues Oberschulbaus neben der Grundschule soll Synergien schaffen, um Kinder- und Jugendbeteiligung zu stärken. Das kann beispielsweise in Form einer:s Kinderbürgermeister:in sein, um das Verständnis – wie Politik funktioniert – zu steigern.

DKJS: Wie kann Transparenz, Sichtbarkeit und Beteiligung hergestellt werden?

Philipp Eichler: Mit dem Schulneubau 2024/2025 kann ich mich damit explizit beschäftigen, wie ich die Jugendlichen einbringe und Jugendbeteiligung manifestiere. Wichtig ist, dass wir da in Richtung Jugendstadtrat gehen. Die Voraussetzung sind dann gegeben, warum sollten wir das dann nicht angehen? Auch eine Kinderakademie ist eine Möglichkeit für Rothenburg. Dafür müssen sich ein paar Leute finden, die das begleiten, aber wenn ich mir die Steuerungsgruppe angucke, habe ich da keine Bedenken.

DKJS: Was ist ihr persönlicher Einsatz für die Kinder- und Jugendlichen in Rothenburg/OL und die Ortsteile?

Philipp Eichler: Ein kleiner Schritt ist die Einführung eines Ortsbudgets für die Ortschaften. Dies spende ich von meinem Gehalt, um dem Steuerzahler auch etwas zurückzugeben. Im Januar, bzw. spätestens im März jedes Jahres, haben die Ortschaften das Geld zur Verfügung.

DKJS: Können Sie sich eine / einen gewählten Kinderbürgermeister:in vorstellen?

Philipp Eichler: Mit der Fertigstellung der Oberschule gilt es dann die Gremienbildung zu vollziehen. Wenn sich die Gremien einmal im Quartal treffen, dann reicht das ja aus und dann gehört das (Kinderbürgermeister:in, Anm. d. Red.) auch dazu.


Mit dem Programm #MISSION2038 wird die DKJS auch 2023 in Rothenburg/OL aktiv sein. Die #MISSION2038 gibt jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Lebenswelt im Zuge der Strukturentwicklung zu verbessern und ihre Zukunft aktiv zu gestalten. In Ideenwerkstätten arbeitet die #MISSION2038 mit jungen Menschen gemeinsam an ihren Projektideen für ihre Region. Gleichzeitig werden erwachsene Akteurinnen und Akteure für die Bedürfnisse und die Lebenswelt junger Menschen sensibilisiert, um geeignete Strukturen für ihre Beteiligung zu schaffen.