Aus der Praxis: Auftakt in Oybin

Was kann eine Kommune für junge Menschen tun? Um das herauszufinden, muss man sie am besten einfach selbst fragen. Die Auftaktveranstaltung ist dafür der passende Rahmen. Denn wo kann man sich besser kennenlernen als auf einem Fest?

Wenn es um die Belange von Kindern und Jugendlichen geht, ist Bernd Herfort der erste Ansprechpartner im Ort. Er ist Mitglied im Gemeinderat von Oybin, einer kleinen Kommune im Landkreis Görlitz, an der tschechischen Grenze. Die Burg und das Kloster sind die Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes, der von der idyllischen Landschaft des Zittauer Gebirges umgeben ist. Die Region ist touristisch gut erschlossen. In vielen Häusern werden Gästezimmer vermietet.

„Wir haben eine Schülerband eingeladen, auch damit die Kinder sehen können, was möglich ist und was andere Kinder in ihrem Ort so machen.“

 

Ganz anders sieht das Angebot für junge Menschen in Oybin aus. Lange gab es im Ort kaum Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Bernd Herfort erzählt, dass die örtliche Grundschule  schon lange geschlossen ist. Die Kinder gehen verstreut in die umliegenden Nachbargemeinden zur Schule. Häufig wissen sie gar nicht, wer in ihrer Nachbarschaft wohnt und wie viele andere Kinder es im Ort eigentlich sonst noch gibt. Das musste sich ändern, fand Bernd Herfort. Kinder- und Jugendbeteiligung sollte in Oybin zum Thema werden. Seit 2015 nimmt die Gemeinde deshalb am Programm Jugend bewegt Kommune teil.

Der Projektstart: Kick-off als Auftakt

Das Veranstaltungsformat Kick-off ist als Initialzündung gedacht, um alle Interessierten erstmals zusammenzubringen. Mit einer möglichst festlichen Veranstaltung soll die Dringlichkeit von Kinder- und Jugendbeteiligung in die Kommune getragen werden.

Im Herbst 2015 fand in der selten genutzten Oybiner Turnhalle der Kick-off für die Teilnahme an Jugend bewegt Kommune statt. Junge Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen, wurde in Oybin wörtlich genommen: Am Tag des Kick-off fuhr ein Sonderbus durch die verschiedenen Ortsteile und sammelte Kinder und Jugendliche ein, um sie zur Veranstaltung zu bringen.

Bernd Herfort erinnert sich an die Planung der Veranstaltung: Einem Aufruf im Ortsblatt folgten Flyer und Plakate. Auch übers Internet, besonders bei Facebook, machten sie auf die Veranstaltung aufmerksam. Schließlich kamen rund 40 Kinder und Jugendliche in die Turnhalle. Der Auftakt von Jugend bewegt Kommune sollte ein Fest sein, dass den Kindern und Jugendlichen Spaß und Unterhaltung beschert.

„Wir haben eine Schülerband eingeladen, auch damit die Kinder sehen können, was möglich ist und was andere Kinder in ihrem Ort so machen.“, erinnert sich Bernd Herfort. In der Turnhalle gab es außerdem eine Kletterwand, die der örtliche Kletterverein betreute. Auch ein gemeinsames Fußballspiel wurde organisiert. Ziel des Kick-off  war es grundsätzlich herauszufinden, was Kinder und Jugendlichen für Veränderungen vor Ort wünschen. Dazu organisierte die DKJS einen Workshop, in dem die Kinder und Jugendlichen, aufgeteilt in drei Altersklassen, befragt wurden und Wünsche und Ideen äußern konnten.

Ein Treffpunkt und die Mobilität

Der Workshop zeigte, dass sich die Jugendlichen für Oybin besonders zwei Dinge wünschen: einen Treffpunkt, an dem sie zusammenkommen können und eine Lösung für die eingeschränkte Mobilität.

Wie so oft auf dem Land fahren auch in Oybin die Busse unregelmäßig und ein Jugendtreff fehlte schon lange. Die jüngeren Teilnehmer wünschten sich als Freizeitangebot außerdem eine Lego-Ecke zum Spielen.

Was ist seither in Oybin passiert? Man darf behaupten: so einiges! Kein halbes Jahr später wurde in der Bibliothek „Haus des Gastes“ eine Spielecke mit Lego eingeweiht. Aus der Kick-off Veranstaltung gingen außerdem zwei Gruppen hervor, die sich dafür einsetzten, dass Jugendtreffs entstehen. Inzwischen wurden in  Oybin gleich zwei neue Treffpunkte für junge Menschen geschaffen: der Jugendtreff „Europaeck Hain e.V“, in einem Ortsteil von Oybin, und der Jugendclub in Lückendorf, der im Herbst 2016 eröffnete.  Ein neuer Bolzplatz kam noch dazu – gleich hinter der tschechischen Grenze, sodass er sowohl von deutschen als auch von tschechischen Jugendlichen genutzt wird.

Lösungen für die eingeschränkte Mobilität zu finden, ist weitaus schwieriger. Bernd Herfort denkt derzeit über eine Kooperation mit Bussen für Senioren nach, die genauso von unregelmäßige Fahrzeiten betroffen sind. Am Tag der Kick-off Veranstaltung hat der Sonderbus die Kinder und Jugendlichen wieder nach Hause gebracht.

Mit dem Kick-off als Auftaktveranstaltung wurden in Oybin einige Prozesse angeschoben. Kinder- und Jugendbeteiligung ist nun im Ort ein präsentes und vieldiskutiertes Thema. Außerdem hat sich durch die erfolgreiche Umsetzung der Projekte sichtbar etwas für die Kinder und Jugendlichen getan.

Auch für die Schülerband war es ein Auftakt nach Maß: Ihrem ersten Auftritt beim Kick-off sollten über ein Jahr lang fast an jedem Wochenende weitere Auftritte an anderen Orten folgen.

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