Endlich: Eine U-Bahn für Gröditz!

Text: Robert Götze, Projektbegleiter Hoch vom Sofa! 03/23

„Soziokultur findet dort statt, wo Menschen ihr Lebensumfeld gestalten, Dinge mit anderen Augen sehen wollen, gemeinsam mit anderen. Soziokultur lädt ein mitzumachen, selbst kreativ zu werden.“ ¹

Ja, tatsächlich! Es gibt sie wirklich.

Seit Ende Oktober 2022 ist sie nun da und lässt sich im Gröditzer Musikerviertel bestaunen. Oder zumindest ein Abbild von ihr, in Originalmaßen und Farbe. Genauer gesagt in Graffitifarbe. Konkret geht es um die New Yorker Metro und die Haltestelle „57th Street–Seventh Avenue Station“.

Aber wie kommt nun eine New Yorker U-Bahn Station nach Gröditz?

Lasst uns von vorn beginnen…

Vermutlich ist ein guter Ausgangspunkt der „U-Bahn-Geschichte“ (die auch den Projekttitel „Bunte Kaufhalle“ trägt) der Gröditzer Stadtteiltreff.
Hier gibt es reichlich Bewegung, Jugendgruppen und gelebte Kreativität. Und genau so einer Jugendgruppe ist die Idee der U-Bahn für Gröditz zu verdanken.
Die Mitarbeiter:innen des Stadtteiltreffs, allen voran, Linda Völzke und Marko Wegner, kennen sich mit Projekten und Graffiti gut aus. Diese Art der künstlerischen Freizeitbetätigung hat hier lange Tradition und ist Teil der Kinder- und Jugendarbeit.
Und so war es auch nicht verwunderlich, als die Jugendgruppe um Robert Hennig und Simon Pietsch sich Rat im Stadtteiltreff holte. Die Frage, die die beiden umtrieb, lautete, wie lässt sich Geld und Unterstützung für ein wirklich großes Graffiti-Projekt finden und wie können wir dabei trotzdem „unser Ding machen“?

Die alte Kaufhalle wird bunt.

Denn was die beiden vorhatten war wirklich eine Hausnummer. Gleich neben dem Stadtteiltreff steht eine alte DDR-Kaufhalle die, seit sie vor ein paar Jahren ausgebrannt ist, kein schönes Bild abgibt. Hier wollten die Jugendlichen, zusammen mit befreundeten Sprayer:innen aus ganz Sachsen einen Graffiti-Workshop veranstalten. Der Plan lautete: Unansehnliche Wände in Kunstwerke zu verwandeln.
Von hier aus war es dann nur noch ein kleiner Schritt, bis die Jugendgruppe und Marco Wegner Kontakt mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung aufnahmen. In dem Förderprogramm Hoch vom Sofa! geht es nämlich genau darum, Jugendgruppen mit Geld und KnowHow zu unterstützen, um ihre Wünsche und Vorhaben zu realisieren.

Beteiligung und Engagement bringen was.

Am Ende, so die These, können Jugendliche am Prozess der Projekt­umsetzung nur wachsen. Nach der Konzept­werkstatt und den Formalien war es in den Herbstferien 2022 soweit. Der Workshop stand, das Wetter hielt und es konnte losgehen. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Sogar von weither. Und sie tragen eine klare Botschaft: Wenn Einzelne sich organisieren und etwas verändern wollen, dann kommen andere Menschen und Ideen hinzu und die Dinge fügen sich zusammen!

¹ Klüver, Dorit: Pampaparadiese. Soziokultur in ländlichen Räumen. In: Diebel, S./Engel, A./Hermann-Stietz, I./Litges, G./Penke, S./Wagner, L. (Hrsg.): Soziale Arbeit in ländlichen Räumen. Wiesbaden. Springer VS. S. 315