Um Jugendliche zur Beteiligung zu motivieren, ist auch die Grundeinstellung der Erwachsenen von Bedeutung.
Die kommunale Praxisbegleiterin Manuela Athenstädt gibt im Interview wertvolle Tipps, wie die erwachsenen Akteure zu einer gelingenden Jugendbeteiligung beitragen können.
„Es braucht Zeit, Energie und Beharrlichkeit. Und Scheitern muss erlaubt sein.“
DKJS: Liebe Manuela, seit vielen Jahren unterstützt Du Jugendliche bei Beteiligungsprojekten in den ländlichen Regionen Sachsens und weißt genau, was Jugendliche brauchen, um aktiv zu werden. Was muss ich als erwachsener Unterstützer beachten, wenn ich Jugendliche beteiligen möchte?
Manuela Athenstaedt: Jugendliche sind Experten in eigener Sache. Oft werden von den Erwachsenen gut gemeinte Angebote geschaffen, die bei den Jugendlichen aber überhaupt keinen Anklang finden. Schnell werden die Jugendlichen dann als unmotiviert und faul tituliert, obwohl eigentlich nur ein geeigneter Dialog gefehlt hätte, um sich gegenseitig zu verstehen und Bedürfnisse zu klären. Eine geeignete jugendgerechte Ansprache ist also das allerwichtigste, wenn man anfangen will, Jugendliche zu beteiligen.
DKJS: Kann ich als Gemeinde den Jugendlichen wirklich Verantwortung für Projekte übertragen?
Manuela Athenstaedt: Es gibt mehr motivierte und engagierte Jugendliche als man landläufig so denkt. Wenn Sie wirklich Verantwortung übertragen bekommen, übernehmen sie diese sehr gerne. Dies muss aber auf Basis der Freiwilligkeit passieren. Den Jugendlichen die Aufgaben einfach aufs Auge zu drücken, funktioniert nicht!
DKJS: Und eine Verantwortungsübergabe reicht bereits aus, um Jugendliche zu motivieren?
Manuela Athenstaedt: Natürlich müssen einige der Kinder und Jugendlichen erst einmal positive Erfahrungen mit Verantwortung und Selbstermächtigung machen. Das verlangt von allen Beteiligten Zeit, Energie und Beharrlichkeit. Auch kann es passieren, dass manche Projekte nicht bis zum Ende geführt werden und auf der Strecke bleiben. Aber genau das sind auch wichtige Lernprozesse in Punkto Verantwortungsübernahme. Scheitern muss erlaubt sein und ist wichtig. So lernen die Jugendlichen, was es bedeutet, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen und mit welchen Schwierigkeiten man konfrontiert ist. Nur so können sie an zukünftige Projekte realistischer rangehen.
DKJS: Du hast viele Erwachsene in solchen Prozessen begleitet. Was würdest du den erwachsenen Akteuren gerne mitgeben?
Manuela Athenstaedt: Am Anfang ist es immer schwierig, den Erwachsenen zu vermitteln, dass sie sich als Unterstützer für die Jugendlichen sehen müssen, nicht als Wegweiser. Wenn sie sich ihrer Rolle aber bewusst werden und wirkungsvoll mit den Jugendlichen arbeiten, liegt dort ein riesiges Lern- und Entwicklungspotenzial für alle Beteiligten. Die Erwachsenen verlieren sich gerne im Detail- und Strukturdenken. Ich rate ihnen dann, den Jugendlichen erstmal einen Vertrauensvorschuss zu geben. Wenn dieser da ist, können in kleinen Dörfern ganze Berge versetzt werden. Außerdem sollten erwachsene Unterstützer jugendliches Engagement nicht mit übertriebenen Bedenken zu Nichte machen, denn besonders die Initiative muss von allen Beteiligten gewürdigt werden.
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