WeGoApart with ART in Neukirch ist eines von 26 Jugendbeteiligungsprojekten, die 2020 im Rahmen von Hoch vom Sofa! unterstützt wurden. Hoch vom Sofa! ermutigt Jugendliche zur Gestaltung ihrer Lebenswelt und begleitet sie bei der Umsetzung eigener Ideen.
Was für ein Jahr liegt hinter den anfänglich drei jugendlichen Enthusiasten aus Neukirch in der Lausitz! Die 17- und 18-Jährigen wollten im Grunde nur einen extravaganten Abschluss für ihr Abitur organisieren und damit in ihrer Heimat im Bautzener Oberland ein Zeichen setzen. Spaß sollte es machen und mit ihren Vorlieben zu tun haben: alle interessieren sich für Musik, ein Teil spielt selbst Instrumente oder sogar in einer Band.
Es war mehr als nur ein Zeichen – und mehr als „nur“ Musik!
Mit viel Herzblut stehen sie hinter Gitarren, Schlagzeug oder Mikro und haben sich über Monate ein großes Netzwerk aufgebaut, das viele Newcomer-Musikgruppen vereinigt und von der Oberlausitz bis nach Dresden oder sogar Berlin reicht. Warum dann nicht mal ein Festival auf die Beine stellen – viele Bands, viel Platz, viel gemeinsame Zeit und endlich einmal echtes Live-Event in der sonst für Jugendliche eher „durchgechillten“ Region.
Die drei jungen Männer wussten außerdem unterstützende Eltern, Einwohner und Schulfreunde hinter sich. Da sollte das doch schaffbar sein! Was an Hürden bis zum Wochenende X auf sie wartete, konnten sie da noch nicht ahnen.
Kurz vor der ersten Corona-Welle flatterte der Antrag bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Sachsen ein. Deren Hoch vom Sofa! -Team plante gerade mehrere Worst-Case-Szenarien, bei denen es speziell auch um große Live-Events ging. Alternativen für die betroffenen Jugendgruppen im digitalen Raum wurden vorgeschlagen. Da das Festival, das mittlerweile den eindrucksvollen Namen WeGoApart with ART erhalten hatte, wohl nur sehr wenige Anhänger im Livestream gefunden hätte und die große Zahl an auftretenden Künstlerinnen und Künstlern den technischen Rahmen gesprengt hätte, war das für die Neukirchener und mittlerweile Wilthener, Sohlander, Steinigtwolmsdorfer und Dresdener (!) Jung-Organisator:innen keine richtige Option. Was tun?
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
In der Hoffnung, dass die Pandemie-Welle im Sommer so weit abflacht, dass Veranstaltungen mit mehreren hundert Personen wieder möglich sind, stellte man pro forma einen Hoch vom Sofa!-Antrag. Die Jugendlichen blieben während des sogenannten LogDowns auch nicht untätig. Sie sammelten fleißig wichtige Befürworter für ihr Unternehmen eines kurzfristig zu organisierenden Live-Events: Platzbesitzer, Caterer und Bürgermeister stellten sich hinter die Ambitionen.
Und dann kam im Juni die positive Nachricht: eine Veranstaltung am ersten Augustwochenende war möglich. Dem Sommer sei Dank!
Zur richtigen Zeit das richtige Team
Nun galt es Festival-Nachbarn sensibel zu informieren, Genehmigungen für das Zelten und die akustisch lauten Tage (und Nächte) durchzubekommen, Sicherheitsvorkehrungen wie z.B. Abgrenzungszonen oder Security zu treffen. Letztere kam leider auch zum Einsatz, als auf Störung sinnende Gruppen das Festgelände „einnehmen“ wollten. „Unsere Security war da echt cool und professionell“, meint Hauptorganisator Matteo und betont, dass die Sicherheitsleute noch dazu nur für Kost und Logis ihren Job machten.
Dieser Zwischenfall geriet aber schnell in Vergessenheit. Das Flair, das Miteinander, die zahlreichen jungen (und auch älteren) Gäste und die lockerleichte Stimmung der Musiktage sind die Eindrücke die bleiben. Am Ende steht fest: Keiner ist zu jung, auch große organisatorische Aufgaben zu meistern, (jugend-)kulturelles Leben in eine eventarme Region zu bringen und Verbindendes zu schaffen, das einen Ausgleich in unsicheren, vereinzelnden Zeiten bringt.
Keine Eintagsfliege
„With ART“ soll es übrigens weitergehen. Auch wenn es für einige Festivalist:innen zum Studium in entferntere Gegenden geht, hat die Gruppe Gefallen an dieser Veranstaltungsform in der (alten) Heimat gefunden. Bei der Auswertungsrunde im September flossen die Ideen nur so in den Raum. Die drehen sich für 2021 dann nicht nur um Musik. Schon dieses Jahr wurde das Musikprogramm von Graffiti-Aktionen begleitet und künstlerisch soll es bleiben. Mit Galerien, Kunstausstellungen oder kleineren Musik- und Filmabenden soll das Programm erweitert werden. Auch Orte könnte man wechseln und kleine Farbtupfer über das ganze Jahr setzen. An Unterstützungsangeboten aus Kulturtinitiativen und Vereinen fehlt es nicht. Hier hat sich das Festival schon einen Namen und viele Skeptiker stumm gemacht.
Was aber zentrales Herzensanliegen der Jugendlichen ist und bleibt: ein buntes Festival im Grünen!
Respekt und viel Erfolg für 2021 an die jugendlichen Frauen und Männer sowie deren immer bereite Unterstützer:innen.
Text: Torsten Kluge, Projektbegleiter bei Hoch vom Sofa!