Text: Kezia Welschke, Projektbegleitung Hoch vom Sofa! 03/24
„Kinder und Jugendliche erwerben demokratische Fähigkeiten nicht allein durch Aneignung kognitiven Wissens und darauf aufbauender Fertigkeiten und Kompetenzen, sondern vor allem dann, wenn ihnen soziale Räume zu gesellschaftlichem Handeln zur Verfügung stehen und sie diese für sich nutzen können.“
BMFSFJ, 2020, 16. Kinder- und Jugendbericht – Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter
Vom Lost Place zur Safe Retreat Base
Endlich den Aufenthaltsraum im Jugendclub „Staustall“ in Ebersbrunn aufpeppen, dabei unterstützt Hoch vom Sofa! gern. Der Jugendclub gehört zum Kinder- und Jugendverein Pleißental e.V. im Landkreis Zwickau. Die offene Kinder- und Jugendarbeit des Trägers bietet den Jugendlichen vielfältige Angebote wie gemeinsames Kochen, Ferienfreizeiten, Themenabende sowie sportliche Aktionen. Um sich hier wieder ganz wie zu Hause zu fühlen, haben die Jugendlichen des Jugendclubs ihr eigenes Projekt im Gepäck und sich einiges vorgenommen.
Unmoderne Sofas, antiquierte Regale, ein alter Tisch und eine abgenutzte Spüle. Im Jugendclub Saustall bröckelt förmlich der Putz von den Wänden. Das ist kein Ort zum Wohlfühlen. Bei der Konzeptwerkstatt wurden viele geniale Ideen zusammengetragen, um den Aufenthaltsraum des Jugendclubs zu verschönern. Durch neue Möbel, grüne Pflanzen, Dekoration, Magnetfarbe, eine Moos-Wand sowie neue moderne Lampen soll der Jugendclub in einem ganz neuen Licht erstrahlen.
Großes Engagement trotz kleiner Gruppe
Die Jugendgruppe, welche beim ersten Projektbesuch sehr zahlreich erschien, verkleinerte sich stetig über den Verlauf des Projektes. Immer kam etwas dazwischen – Schulaufgaben, Treffen mit Freunden oder schwindende Motivation hielten einige der ursprünglichen Teilnehmenden ab, beim Projektgeschehen mitzuhelfen. Doch der harte Kern blieb standhaft. Trotz weniger helfender Hände verwandelten die Jugendlichen ihren Saustall in eine Wohlfühloase. Es zeigt sich also, dass man mit Durchhaltevermögen auch mit wenigen Jugendlichen Großes leisten kann.
DIY – aus Alt mach Neu
Der hässliche Esstisch war nur noch für die Tonne geeignet, aber die Jugendlichen bewiesen, dass sich aus alten Möbeln tolle neue Objekte basteln lassen. Und was passierte mit der alten Tischplatte? Na, Upcycling – ein Möbelstück wird nicht nur recycelt, sondern auch auf neue Art und Weise aufgewertet. Die Jugendlichen kamen auf die geniale Idee, eine Moos-Wand mit unterschiedlichen Moossorten zu entwickeln, welche nun die Wand ziert. Doch so einfach gestaltete sich dieser Prozess nicht. Bei der Moosplatte aus dem alten Esstisch mussten die Jugendlichen sich in Geduld üben. Das Kleben beanspruchte sehr viel Zeit und da der Moos-Kleber nicht mehr für das Budget reichte, musste eben Heißkleber herhalten. Die Tischplatte wurde zuerst besprayt, unterschiedliche Moossorten wurde bestellt und dann begann das fröhliche Kleben, bis das Moos alle war. Jedoch wies die Platte noch einige kahle Stellen auf. Also wurde schlussendlich nochmals Moos nachbestellt. Das fertige Endprodukt lässt sich auf jeden Fall sehen und gibt dem Jugendclub ein naturnahes Flair.
Teamgeist und Arbeit mit Spaßfaktor
Die Jugendlichen freuten sich, dass ihr Projekt schnell Gestalt annahm. Alle, die zu den Arbeitseinsätzen anwesend waren, arbeiteten fleißig und schnell. Das spiegelt sich auch in der Zusammenarbeit wieder. Nicht nur erinnern sich die Jugendlichen an coole, aufregende Momente der Projektzeit, freuten sich über haufenweise lustige Fotos, sie erkannten auch, dass Arbeiten und Teamwork richtig Spaß machen. Als kleinere Gruppe sind die Jugendlichen enger zusammengewachsen und neue Freundschaften bildeten sich. Der Raum sieht nun moderner aus und die Jugendlichen fühlen sich wohl. Der Jugendclub gilt als Beispiel, wie man mit wenigen Jugendlichen, aber kreativen Ideen, einen Saustall vom Lost Place in eine Safe Retreat Base verwandelt und sogar ausgedienten Möbelstücken einen neuen Lebenszyklus verleiht.