Die „Motive des bürgerschaftlichen Engagements“ können sehr unterschiedlich sein, zeigt eine Studie des BMFSFJ. Aber:
„Die meisten Freiwilligenkarrieren beginnen offenbar schon in der Jugend, auch wenn sich die Bereiche des Engagements mit den unterschiedlichen Lebensabschnitten verändern können und das Engagement häufig phasenweise unterbrochen wird. Dagegen stehen jene, die sich nicht auch schon in jungen Jahren beteiligten, dem Engagement offenbar auch später oft fern. Für eine lebendige Kultur des bürgerschaftlichen Engagements wäre es deshalb wichtig, auch schon Kinder und Jugendliche für das bürgerschaftliche Engagement zu begeistern“
BMFSFJ, 2014, Motive des bürgerschaftlichen Engagements
Hoch von Sofa! setzt da an und fördert das Engagement junger Menschen im ländlichen Raum. Das fördert zum einen die Kultur des bürgerschaftlichen Engagements generell, zum anderen braucht lokale Kultur genau dieses, wie der Praxisbericht aus Stolpen zeigt.
Sich selbst feiern und die Dinge selbst in die Hand nehmen
Manchmal sind im Leben die spontanen Aktionen die besten, wie diese 2021 in Stolpen. Dort leben knapp 5000 Menschen, es liegt in einer malerischen Landschaft an einem Berg. So schön die kleine Stadt auch ist, Angebote für Jugendliche sind rar. Das weiß auch Linda Garsoffke nur zu gut. Sie absolvierte im Gogelmoschhaus einen Bundesfreiwilligendienst und hat ein kleines Fest- und Workshopwochenende für die jungen Menschen in und um Stolpen organisiert. Durch die Coronpandemie wurde die Situation wenig erleben zu können noch verstärkt. Deshalb hatte Linda eine Idee.
Wenn alles vom Ehrenamt abhängt, braucht es engagierte Leute
Gogelmosch ist sächsisch für heilloses Durcheinander, Kuddelmuddel, wie die Leiterin des Hauses erklärte. Das ist auch Programm im Haus. So ist dort ein Kindergarten ansässig, es gibt eine große Küche mit Mittagsangebot, einen schönen Garten, eine Werkstatt, sowie diverse Räume die gemeinschaftlich genutzt werden können. Der Verein bietet zudem die Möglichkeit dort einen Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren.
Linda hat genau dies getan und sich im Sommer gedacht, es bräuchte mal ein Event für die jungen Menschen vor Ort. Dafür braucht es Geld und Hoch vom Sofa! hat genau dies ermöglicht. In quasi letzter Minute wurde noch ein Projektantrag gestellt und dann ging alles ganz schnell.
Die kleinen Dinge schätzen
Die Gelegenheit unkompliziert an Fördergeld zu kommen, war der Startschuss für dieses schnelle Projekt. Linda und ihre Unterstützer:innen haben ein Wochenende voller gemeinsamer Aktivitäten geplant. Am Wochenende vom 02.07. – 03.07.2021 fand ihre kleine Selbstfeier statt. Es gab eine Kleidertauschbörse, ebenso wie die Möglichkeit die neu erworbenen alten Kleidungsstücke gleich vor Ort umnähen zu lassen, falls etwas nicht passt. Unterstützung gab es hierbei von einer langjährigen ehrenamtlichen Helferin im Gogelmoschhaus.
Außerdem haben die Jugendlichen sich eigene Holzmöbel gebaut, sowie eine Außenbar gebaut und betrieben. Abends gab es dann die Möglichkeit zu grillen und es wurde auch dazu gemeinschaftlich gekocht. Der Abend wurde dann mit einer kleinen Feier auf dem Gelände beendet. Sich selbst zu feiern, in diesen für alle schweren Zeiten, stellt auch eine Notwendigkeit dar.
Viel Dankbarkeit
Alles in allem wurde Hoch vom Sofa! viel Dankbarkeit für die Möglichkeit entgegengebracht. Im ländlichen Raum ist man allzu oft von kleinen Förderungen und den helfenden Händen Vieler angewiesen. Was nicht nur etwas schlechtes darstellt, sondern auch eine Ressource ist: gemeinschaftlich etwas auf die Beine stellen und füreinander da sein. Ganz getreu dem Motto: Wenn wir das jetzt nicht machen, macht es niemand!
Text: Lucas Ehser, Projektbegleiter bei Hoch vom Sofa!, 02/2022