Grünhainichen – Der Jugendclub mit der schönsten Aussicht 

Nur eine kurze Strecke vom zentralen Rathaus mit dem Auto, die nächste Kurve hoch und schon ist man vor der ehemaligen Turnhalle. Vier Jugendliche zeigen uns das Gelände, teils sind sie auf ihren Rollern hierhergekommen. Anton, Nicklas, Anton und Nick sind alle schon über 18. Nicklas ist mit 20 Jahren der Älteste und zudem Projektleiter der Jugendgruppe in Grünhainichen.

Mit dabei ist auch Bürgermeister Robert Arnold, der uns auf dem Außengelände willkommen heißt: „Der Jugendclub mit der schönsten Aussicht!“ Wir treten hinter die Turnhalle und ein grandioser Ausblick öffnet sich: weite Wiesen und Felder und sanfte, bewaldete Hügel in der Ferne. Die ehemalige Turnhalle mit angeschlossenem Wohnteil soll hier nun der neue Jugendtreff werden.

Grünhainichen im Wandel

Wir befinden uns im Erzgebirge, genauer: in der Gemeinde Grünhainichen. Diese durchlebt gerade eine spannende Phase, denn die beiden angrenzenden, vorher eigenständigen Ortsteile Waldkirchen und Borstendorf wurden mit Grünhainichen zu einer Gemeinde zusammengeführt. „Uns geht es nun darum, die Bürgerinnen und Bürger zusammenzubringen, um sich mit der Gemeinde Grünhainichen zu identifizieren und untereinander zusammenzuarbeiten“, erklärt der Bürgermeister. Und diese Gemeindearbeit stärkt sich vor allem durch Jugendarbeit. Diese wollen wir in den Fokus rücken und so noch stärker zusammenwachsen. Das war der Ansporn nun auch am Programm Jugend bewegt Kommune teilzunehmen.“

Sächsische Jugend im Fokus

Mit „Jugend bewegt Kommune unterstützt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) sächsische Kommunen im ländlichen Raum dabei, kinder- und jugendfreundlich(er) zu werden, die Bedürfnisse von jungen Menschen zu thematisieren und sie an allen sie betreffenden Entscheidungen in der Kommune zu beteiligen.

Grünhainichen beteiligte sich bereits am DKJS-Programm Hoch vom Sofa!, das die aktive Gestaltung von Aktionsflächen und Jugendräumen unterstützt. Mithilfe des Förderprogramms für Jugendprojekte wurde im Sommer der Außenbereich der Turnhalle gestaltet. Dort befindet sich jetzt ein einladender Grillplatz, umringt von gemütlichen Pallettenmöbeln. „Den Platz haben wir selbst gepflastert. Alle waren da und haben mitgeholfen. Es war toll, wie schnell ein Endergebnis zu sehen war!“, erzählt uns Anton. „Dabei habe ich viele neue Leute kennengelernt. Man kommt schnell miteinander ins Gespräch und wir helfen alle zusammen.“ Dass diese Gruppengröße allerdings manchmal schwierig zu koordinieren ist, sei manchmal ein Problem der Jugendgruppe, sagt Anton, „aber auch eigentlich das einzige.“

Visionen und Engagement

Zeitnah soll noch ein Volleyballplatz neben den Grillplatz gebaut werden. Genug Platz ist vorhanden. Direkt angrenzend an die Turnhalle liegt ein riesiger Fußballplatz, den die Jugendlichen mitbenutzen. „Und wenn man hier durch die Bäume blickt, sieht man dort hinten die Augustusburg stehen.“  Es ist ein rundum toller Ort. Man hat einen Ausblick über Borstendorf auf der einen und Waldkirchen auf der anderen Seite. Mittendrin liegt Grünhainichen und so hat man das Gefühl, der Jugendclub thront obenauf.

Obwohl die Projekte erst seit dem Sommer 2019 laufen, hat sich schon viel getan: Mit Unterstützung von Jugend bewegt Kommune wurde zum Beispiel ein erstes Kinder- und Jugendmeeting veranstaltet. Dort wurde den Jüngsten der Gemeinde Raum gegeben, über gemeinsame Interessen zu sprechen. „Die Treffen sind sehr gut von allen Altersschichten angenommen worden“, sagt der Bürgermeister, „Jugendliche brauchen und wollen den Raum, und den sollen sie hier erhalten.“ Neben der räumlichen Ausgestaltung der alten Turnhalle haben die Jugendlichen Projekte für die Weihnachtszeit geplant. Dazu wollen sie am lebendigen Adventskalender Grünhainichens teilnehmen und veranstalten einen Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Essen und Feuer.

Einbindung und Mitsprachrecht

„Durch die Meetings haben wir gespürt, wie wir die Gemeinde kinder- und jugendfreundlicher gestalten können. Nächstes Jahr wollen wir einen Kinder- und Jugendrat bilden, um dort die Interessen bündeln zu können.“ Bürgermeister Arnold möchte die Mitsprache der Jugendlichen sichern, sodass ihre Freiheiten genutzt werden und sie mitbestimmen können. „Sie sollen machen können und dabei frei sein, das ist ganz wichtig.“

Es ist schön zu sehen, dass die Jugendlichen sich so gut organisieren. Sie haben viel zu sagen, engagieren sich, erzählen uns von tollen Veranstaltungen und haben vielfältige Ideen. „Das Potenzial ist da“, sagt Herr Arnold. Und das ist es auch, was uns die vier Jungs vermitteln. „Wir haben bisher nur positive Resonanz zum Jugendclub bekommen“, erzählt uns Nick. „Viele fanden den Grillplatz richtig schön.“ Anton wirft ein: „Und das ist alles auf Initiative von ursprünglich fünf Leuten entstanden, die sich immer wieder getroffen haben. Und dann wurden es ganz schnell immer mehr und mehr.“

„Es ist genau richtig hier“

Wir fragen die Jugendlichen, ob sie denn nicht auch manchmal mehr Trouble und neue Gesichter vermissen. „Ach, das ist von der Anzahl genau gut so“, sagt Anton, „die Leute sind gut integriert. Es ist genau richtig hier.“

Eine leichte Brise weht und die Sonne scheint. Am liebsten würden wir uns selbst noch kurz an den gemütlichen Feuerplatz setzen und es uns auf den Sofas bequem machen. Und noch etwas länger die herrliche Aussicht genießen.