Dokumentation: Netzwerktreffen in Bärenstein

Die Teilnehmer:innen des Netzwerktreffens füllten einen „Steckbrief zu Kinder- und Jugendbeteiligung in meiner Kommune“ aus: Was haben wir bisher getan? Was wollen wir erreichen? Was hat sich schon verankert? Die Steckbriefe wurden an der großen Karte lokal verortet und genutzt, um gezielt miteinander in den Austausch zu kommen, Erfahrungen aus der Praxis zu teilen und Synergien zu nutzen.

Am 27. November fand das diesjährige Netzwerktreffen des Programmverbunds Stark im Land unter dem inspirierenden Motto „Was war? Was kommt? Was bleibt?“ statt. Engagierte Akteur:innen aus verschiedenen Kommunen, Vereinen und Initiativen des Erzgebirges kamen zusammen, um gemeinsam die Kinder- und Jugendbeteiligung vor Ort zu beleuchten. Der Veranstaltungsort, die „Gemeinsame Mitte“ in Bärenstein, bot nicht nur einen geschichtsträchtigen Rahmen, sondern auch einen lebendigen Begegnungsort mit der tschechischen Nachbargemeinde. Bürgermeister Silvio Wagner eröffnete das Treffen mit einem eindrucksvollen Rückblick auf die bewegte Geschichte dieses Ortes.

Durch den Tag führten Tobias Heinemann von ipunct und Julian Schmidt, Referent für Kinder- und Jugendbeteiligung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), die Teilnehmenden mit viel Elan und Engagement.

Was war? – Inspirierende Praxisbeispiele

Die Teilnehmenden teilten spannende Beispiele aus der Praxis gelungener Jugendbeteiligung: Eine Radtour mit dem Bürgermeister und der Schulsozialarbeit, ein kreatives Pizza-Meeting mit Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren und ein Lego-Wochenende, bei dem junge Menschen ihren eigenen Ort entwarfen. Diese Formate schufen eine lockere Atmosphäre, in der Jugendliche ihre Anliegen offen äußern konnten. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: „Es ist wichtig, auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch zu kommen!“

Ein weiteres Highlight war ein landkreisweites Beteiligungsprojekt, das als Paradebeispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit hervorgehoben wurde: „Schön, dass die übergreifende Arbeit so gut funktioniert hat!“ Auch der seit zehn Jahren bestehende junge runde Tisch wurde gewürdigt; hier entstand unter anderem ein selbst gestaltetes Graffiti, das generationsübergreifend als positiv wahrgenommen wird: „Auf verschiedenen Ebenen haben wir damit etwas bewirkt.“

Gelingensbedingungen für erfolgreiche Beteiligung

Die vorgestellten Praxisbeispiele verdeutlichten entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Jugendbeteiligung. Kommunikation auf Augenhöhe ist dabei unerlässlich – sie ermöglicht ernsthafte Gespräche und Fragen an Bürgermeister:innen oder Verwaltung. So werden diese Akteur:innen nahbar und ansprechbar wahrgenommen, was die Hemmschwelle für junge Menschen senkt. Sichtbarkeit von Beteiligungsprojekten motiviert weitere Interessierte zur Mitgestaltung und zeigt Wertschätzung für junges Engagement. Der Netzwerkgedanke ist zudem zentral: Die Zusammenarbeit verschiedener Akteur:innen schafft Synergien und führt zu nachhaltigen Ergebnissen.

Was kommt? – Herausforderungen der Jugendbeteiligung

In Zeiten politischer Herausforderungen wie demokratiefeindlichen Bestrebungen oder finanziellen Engpässen stellten sich die Teilnehmenden die Frage: Wie kann Jugendbeteiligung dennoch gelingen? Neben praktischen Beispielen wurden Studien wie die Einsamkeits– oder Shell-Studie herangezogen, um verschiedene Perspektiven zu beleuchten. Besonders wichtig ist die Beziehungsarbeit vor Ort: Um populistischen Meinungen entgegenzuwirken, braucht es Vertrauen und Begegnungsräume für den Dialog.

Ein zentrales Thema war auch die „Antriebslosigkeit“ vieler junger Menschen: Oft wissen sie nicht, was sie wirklich wollen. Hier kamen wertvolle Tipps aus der Runde: Ein klares Ziel oder das Übertragen von Verantwortung können helfen! Sebastian Nestler, Bürgermeister von Sehmatal, brachte es auf den Punkt: „Oft war das meistgenutzte Gerät im Fitnessraum der Sitzsack.“ Es gilt also herauszufinden, was junge Menschen bewegt – manchmal brauchen sie einfach Raum zum Entspannen.

Trotz aller Herausforderungen sprudeln im ländlichen Raum kreative Ideen! Initiativen vernetzen sich und fördern eine aktive Beteiligungskultur. Ina Förster vom Freizeit- und Familienzentrum Thum e. V. fasste es treffend zusammen: „Wenn man mit den jungen Menschen redet, macht das richtig Hoffnung auf die Zukunft!“

Was bleibt? – Der Weg zur positiven Beteiligungskultur

Am Ende des Netzwerktreffens wurde klar: Beteiligung ist essenziell – auch wenn es manchmal nur kleine Schritte sind. Jeder Impuls zählt! Die Bereitschaft von Erwachsenen, auf Augenhöhe mit Jugendlichen zu kommunizieren und den Dialog auch in schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten, ist entscheidend. Allianzen bilden und immer wieder in den Austausch gehen sind wichtige Schritte zur Etablierung einer positiven Beteiligungskultur.

„Die Samen, die man in der Jugendbeteiligung sät, sind schon gut“, resümierte ein Teilnehmer. Das Potenzial für eine lebendige Beteiligungskultur im ländlichen Raum ist enorm – es braucht jedoch Zeit, Geduld und kontinuierliches Engagement aller Akteur:innen für positive Veränderungen!